Täglich grüßt das Murmeltier… bzw. der Brüllaffe.

Die Tage sehen irgendwie immer gleich aus. Der Spießrutenlauf beginnt, wenn unsere Tochter aufwacht. Meistens zwischen 8 und 9 Uhr. Dann ist eine schöne Zeit. Für 30 bis 60 Minuten ist sie friedlich. Sie schaut umher. Sie schaut nach uns. Sie lächelt sogar manchmal. Alles ist so herrlich normal.

Ich stille und stille und stille. Wie ein Weltmeister. Manchmal alle 30 Minuten. Ich fühle mich so ausgelaugt.

Leider ist es damit bald vorbei. Sie wird unruhig und das merkt man in jeder Faser ihres Körpers. Sie fängt an zu meckern. Sie rudert mit den Ärmchen. Sie wirft den Kopf hin und her. Sie strampelt wie ein Weltmeister mit den Beinen. Ich merke, wie mein Puls in die Höhe schießt. Ich fange an zu Schwitzen. Es ist ca. 10.30 Uhr mittags und ich weiß, dass es jetzt bis ca. 21 Uhr so gehen wird.
Das Meckern wird zum Jammern. Das Jammern wird zum Weinen. Das Weinen wird zum Brüllen. Letztlich läuft es immer darauf hinaus. Alles, was man zur Beruhigung versucht, scheint nur für ein paar Minuten zu funktionieren.
Zumindest in der ersten Tageshälfte beruhigt sie sich durch’s Stillen. Ich stille und stille und stille. Wie ein Weltmeister. Manchmal alle 30 Minuten. Ich fühle mich so ausgelaugt. Ich habe ständig Hunger. Wenn ich gerade drei Portionen Mittag gegessen habe, muss ich nur Stillen und ich esse die nächsten zwei Portionen. Ich war noch nie ein großer Freund vom Stillen, aber das hier verlangt mir alles ab. Wenigstens ist das Baby für 15 Minuten nicht am Schreien. Dafür würde ich mir wohl auch ein Bein abhacken lassen.
Mein Mann nimmt unsere Tochter ins Tragetuch und läuft mit ihr. Er kann das Schreien so am Besten ertragen, sagt er. Außerdem ist der Rest unserer WG-Familie dann vom Schreien verschont und kann verschnaufen.

Die „Textbausteine“ unseres Tages: Kurze friedliche Phase – Unruhe, Meckern, Jammern – Weinen, Schreien.

Es hilft letztlich alles nichts. Spätestens gegen 13 Uhr ist es soweit. Unser Baby schreit sich „ins Koma“ wie wir es nennen. Manch einer möge sagen: Es schreit bis es dann einschläft. Aber nein, nein, nein, das trifft es einfach nicht. Sie brüllt bis sie vor Erschöpfung stehenden Fußes einschläft. Begleitet vom schluchzendem Aufheulen, alle zwanzig Minuten. Dann schläft sie 10 bis 60 Minuten (60 Minuten sind hier quasi der 6er im Lotto und kommen dementsprechend selten vor) und das oben beschriebene geht wieder von vorn los. Die „Textbausteine“ unseres Tages: Kurze friedliche Phase – Unruhe, Meckern, Jammern – Weinen, Schreien.
Mit fortschreitender Tageszeit wird die friedliche Wachphase kürzer oder fällt ganz weg. Dann geht es vom Minutenschlaf direkt in die Meckerzeit. Diese endet noch schneller im Schreien und das Schreien wird länger und schriller.

Eigentlich wundert es uns nicht. Soweit wir wissen, ist Schlaf für einen Säugling sehr wichtig. Aber unser Baby schafft es nicht, einzuschlafen. Und wenn doch mal aus Versehen, dann schaft sie es nicht, in einen erholsamen Schlaf zu kommen. An einem Rekordtag war sie von 9 uhr bis 21 Uhr wach – zwischendurch hatte sie 2×10 Minuten geschlafen. Der Schrei-Orkan an diesem Abend war enorm.

Wir fallen ins Bett und zumindest ich habe schon Horror vor dem nächsten Tag, der genauso aussehen wird wie dieser.

Um 21 Uhr ist der Spuk vorbei. Ein letztes Mal schreit sie sich ins Koma. Dann schläft sie. Und zwar – nur von gelegentlichem Stillen unterbrochen – bis ca. 8 oder 9 Uhr morgens. Wie zum Teufel noch eins kann das sein??? Wenn unsere Tochter im Bett ist, heulen mein Mann und ich noch ein wenig und fragen uns, wie lange wir das so schaffen werden. Wir haben keine Antwort darauf. Wir fallen ins Bett und zumindest ich habe schon Horror vor dem nächsten Tag, der genauso aussehen wird wie dieser. Zum Glück bin ich so tot, dass ich es nicht schaffe mir allzu viele Gedanken zu machen.

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