Seit zwei Jahren sind wir in keiner Kirchengemeinde mehr. Davor waren wir in unserer ehemaligen Gemeinde eng eingebunden und sehr aktiv. Mir ist klar, dass viele Leute mit Gott und Glaube und Kirche nichts am Hut haben. Für uns war es ein sehr großer Teil unseres Lebens. Wir waren Teil dieser Gemeinschaft.
Ein Projekt unserer ehemaligen Gemeinde waren die „Wochenbett-Engel“, in deren Genuss ich bereits bei der Geburt unseres ersten Kindes kommen durfte. Die Wochenbett-Engel sind meistens andere Mütter, die der frischgebackenen Familie in den ersten Wochen nach der Geburt ein paar warme Mahlzeiten vorbei bringen. Es ist wunderbar sich im Wochenbett nicht ums Essen kümmern zu müssen. Noch dazu sind immer ein paar Gerichte dabei, die man vorher noch nicht gegessen hat und ab und an räumt der Wochenbett-Engel einem sogar noch die Spülmaschine ein. Herrlich.
Nun sind wir seit zwei Jahren bereits nicht mehr Teil dieser Gemeinde, wenngleich es auch noch einige Kontakte zu lieben Menschen dort gibt. Die Frau, die die Wochenbett-Engel koordiniert, schrieb mir bereits als ich schwanger war und fragte einfach nach, wie es mir geht. Auch nach der Geburt fragte sie mich ab und zu und als ich gestand, dass es nicht so gut lief, bat sie die anderen Familien für unsere Situation zu beten. Nun, wenn du nicht an Gott glaubst, dann kannst du vielleicht nicht verstehen, dass uns das viel bedeutet hat. Aber du kannst sicherlich verstehen, dass es einfach schön ist, wenn Menschen an einen denken.
Wieder einige Wochen später wurde ich von einer anderen Frau aus der Engel-Gruppe in einem sehr ungünstigem Augenblick gefragt, wie es uns geht. Ich war gerade völlig fertig und verzweifelt und ließ das Ganze in einer Nachricht raus (die mir heute noch ein wenig unangenehm ist). Wieder beteten diese lieben Menschen für uns und dann wurde ich gefragt, ob es uns entlasten würde, wenn sie für uns kochen. Tja, unter der Woche sind wir viel unterwegs. Ich bin arbeiten, unsere Tochter hat Therapien, Kita hin und zurück. Aber am Wochenende, wenn alle zu Hause sind, fällt das Essen oft hinten runter. „Consider it done“, sagte diese tolle Frau und einen Tag später war alles organisiert. Nun bekommen wir bis Weihnachten jedes Wochenende eine warme Mahlzeit vorbei gebracht. Innerhalb eines Tages hatten sich Mütter gefunden, die uns bekochen wollten, und an ihrem freien Tag teilweise quer durch die Stadt fahren um uns etwas Gutes zu tun.
Als wir davon erfahren haben, hatten wir wirklich einen Kloß im Hals vor Rührung. Uns wurde wieder einmal schmerzlich bewusst, wie sehr wir Kirche und Gemeinschaft vermissen. Gleichzeitig sind wir dankbar für tiefe Verbundenheit, die offensichtlich bestehen blieb, auch wenn man sich nicht mehr jedes Wochenende sieht. Hach, was für wunderbare Menschen.