Wir haben liebe Freunde und eine großartige Familie. Gerade in der akuten Phase, als so langsam durchsickerte, dass wir echte Probleme haben über die Runden zu kommen, haben viele Menschen gefragt, ob sie uns helfen können. Das Problem war, wir wussten nicht wie! Und wir waren so erschöpft und hatten keinerlei Ressourcen um darüber nachzudenken, wie man uns hätte helfen können. Und wenn einem mal was eingefallen ist, hat man es doch oft wieder verworfen, weil die Organisation dafür schier unüberwindbar schien. Und mit „Organisation“ meine ich sowas Banales wie eine Uhrzeit festzulegen. Also haben wir jetzt im Nachhinein überlegt und hoffen, dass es vielleicht anderen Schreibaby-Familien und vor Allem deren Freunden hilft. Es sind ganz unterschiedliche Sachen und natürlich kommt es immer auf die Familie an und auf den, der helfen will. Nicht alles passt zu jeder Zeit für jede Familie für jeden Helfenden. Alle Angaben ohne Gewähr.
Nachdenken vorm Sprechen
Es ist heikel. Ich weiß, alle meinen es nur gut. Aber ein „Ja, da mussten wir alle durch.“ hilft einem einfach nicht. Davon abgesehen, stimmt es nicht! Nein, da mussten wir nicht alle durch. „Ein Baby ist eben anstrengend.“ oder „Ach, das Baby sieht doch gerade so friedlich aus.“ gibt einem nur das Gefühl von „Jetzt stell dich nicht so an. Komm mal klar.“ Das ist NICHT hilfreich, also bitte, bitte überlege einfach gut, was du sagst.
Ab und zu begegnen uns Menschen, denen die Tränen in den Augen stehen, wenn sie über das erste Jahr mit ihrem Baby sprechen. Da braucht es nicht viele Worte. Sie wissen, dass wir wissen, dass sie wissen.
Schreibaby betreuen
Dazu kann zählen, dass der Helfende bei der Familie zu Hause nach dem Baby sieht während die Eltern einfach mal duschen oder eine Stunde schlafen. Vielleicht traut sich der Helfende sogar einen Sparziergang zu. Das ist natürlich die naheliegendste Hilfe, aber auch die schwierigste. Nicht jeder kann und will und muss mit einem schreienden Säugling umgehen. Nicht jede Eltern schaffen es, ihr Baby in andere Hände zu geben (Wir waren und sind da sehr schmerzfrei und für uns war das gut.).
Geschwister betreuen
Am Besten Abholen und Mitnehmen, aber wenn das Geschwisterkind zu jung oder zu ängstlich ist, könnte man mit ihm auch im eigenen Kinderzimmer spielen. Ja, die Eltern haben vielleicht ein schlechtes Gewissen, weil sie den oder die Großen „abschieben“, obwohl die ja sonst auch immer zu kurz kommen… Mach ihnen aber bewusst, dass sie so immerhin ein wenig Exklusivzeit und Spaßzeit bekommen. So sehr wir unseren Großen auch vermisst haben, weil wir so wenig Zeit für ihn hatten. Wir wussten, dass er gerade bei Oma und Opa oder bei der Patentante einen Mordsspaß hat und das hat uns riesig gefreut. Auf Grund dessen, was ich oben geschrieben habe: Direkt einen Termin und eine Uhrzeit anbieten und anbieten, dass ihr das Kind abholt und wieder zurück bringt, also dass sich die Eltern um nichts kümmern müssen.
Einkaufen oder Flatrate für Supermarkt-Lieferservice schenken
Man geht mit einem Schreibaby nicht gern raus. Schon gar nicht dorthin, wo andere Menschen sind. Aber einkaufen muss jeder, auch die Familien mit Schreibabies. Es ist wirklich anstrengend, dass die gemeinsame Elternzeit noch dadurch gekürzt wird, dass einer einkaufen gehen muss. Und mein Mann hatte seinerseits oft ein schlechtes Gewissen, mich mit dem Schreibaby allein zu lassen. Wenn Jemand anderes einkaufen geht, muss man einen Einkaufszettel schreiben, was schon wieder zu viel sein kann. Richtig gut fanden wir persönlich den Supermarkt-Lieferservice. Man muss Niemandem erklären, welche Nudeln die richtigen sind oder welche Milchsorten man braucht. Und man kann ohne gehetzt durch die Gänge zu rennen, in aller Ruhe und zu jeder Zeit seinen Krams zusammen suchen.
Kochen oder vorgekochtes vorbei bringen
Ich habe ja bereits von der tollen Aktion unserer „Wochenbett-Engel“ berichtet und wir müssen sagen, dass das eine der besten Hilfen überhaupt war. Was so ein leckeres, warmes Essen ausmachen kann, wenn man sich ansonsten lieblos von TK-Zeugs, Fast Food und Stulle ernährt. Ehrlich – bringt eine fertige Lasagne vorbei, die nur noch in den Ofen geschoben werden muss und ihr werdet Helden sein. Omnomnom.
Im Haushalt helfen
Nicht jeder mag „fremde“ Leute in seinem Haus oder seiner Wohnung „rumwurschteln“ haben. Wenn dir ein Freund das Klo putzt, dann fühlt sich das einfach komisch an. Es ist unangenehm und man hat ein schlechtes Gewissen, dass man seinen Scheiß nicht auf Reihe kriegt. Ich würde ja sagen „Einfach machen.“ und hoffen, dass es nicht als übergriffig empfunden wird. Wenn man seit 5 Wochen nicht mehr durchgesaugt hat, dann ist es zwar unangenehm, wenn es Jemand anderes macht, aber bei uns hat dann auch die Freude überwogen.
in Kontakt Bleiben
Schreibaby-Eltern sind eventuell keine sozialen Wesen. Keine gute Gesellschaft. Nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie nicht können. Obwohl sie Gesellschaft wahrscheinlich sehr vermissen. Wir haben uns immer über Nachrichten gefreut. Liebe Worte, Fragen nach unserem Befinden, ein „Wir-denken-an-euch!“, ein „Können-wir-was-für-euch-tun?“ lesen sich toll, auch wenn wir nicht immer (oder erst nach ewigen Wochen) antworten konnten. Auch kleine Besuche unter der Versicherung, dass keine Erwartungen mitgebracht werden, haben uns gut getan. Versichert der Familie, dass ihr nichts wollt und nichts braucht, sondern, dass ihr einfach da sein wollt. Wir sagen von Herzen Danke!
Hilfe beim Hilfe suchen
Wenn ihr merkt, dass es immer schwieriger für eine Familie wird, dann ermutigt sie dazu, sich Hilfe zu suchen. Versichert ihnen, dass sie keine Versager sind, wenn sie Hilfe suchen. Das ist immer so ein leicht gesagter Spruch, der viel leichter über die Lippen geht, wenn man selbst nicht der Hilfe Suchende ist.