Ein Jahr rum. Wow.

Doch, ja, ein bisschen fühlen wir uns wie Könige, weil wir noch leben. Wenn wir den allerersten Text hier auf dem Blog lesen, puuh… Dann sind wir ein bisschen stolz. Auf uns. Auf unsere Tochter. Auf unseren Sohn.

Umgehauen

Unsere Tochter ist jetzt ein Jahr alt. Paukenschlag und Trompeten und Feuerwerk (Aber alles natürlich nur leise. Reizüberflutung und so.). Was war das für ein Jahr. Meine Fresse. „Unsere Tochter ist da und hat uns umgehauen“ stand auf ihrer Geburtskarte. Was habe ich überlegt und überlegt wegen dieser dämlichen Karte. Uns wollte einfach kein „Unsere Tochter ist da und wir sind überglücklich“ über die Lippen bzw. die Tastatur kommen. Es fühlte sich falsch an. Aber „Unsere Tochter ist da und wir heulen jeden Tag“ schien uns auch nicht das richtige. Wir brauchten irgendwas, das beides aussagen kann. Also schrieben wir: „Sie ist umwerfend. Wir können kaum noch stehen.“

Es geht uns gut. Es ist nicht immer einfach, klar, unsere Tochter ist weiterhin kein Nebenbei-Kind und wir müssen immer noch unseren Alltag ziemlich strategisch planen, damit er uns nicht um die Ohren fliegt. Aber insgesamt finden wir, dass es uns gut geht.

Spuren Hinterlassen

Nur ab und an merken wir dann doch, dass dieses letzte Jahr Spuren hinterlassen hat. Zum Beispiel letztens irgendwann bei meinen Eltern zu Hause: Meine Mama schaute einen Film, indem es um ein Baby ging. Das Baby weinte ab und zu und ich wurde unruhig. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Die Unruhe wurde immer größer. Ich weiß nicht, was los war. Es ist nicht so als könnte ich Babyweinen generell überhaupt nicht mehr ertragen. Meistens macht es mir eigentlich nichts aus. Aber dort wurde mir schwindelig. Dann wurde mir übel und ich bekam keine Luft mehr. Ich musste mich vor’s Haus auf die Treppe setzen und tief durchatmen.
Mein Mann kann weiterhin großen Trubel und großes Durcheinander nicht gut ab. Er sagt, dass er fühle, wie sein Gehirn aussetze. Manchmal wird ihm auch noch schwarz vor Augen. Er ist den vorletzten Monat in Elternzeit, er arbeitet in einer Kita. Er sagt, er kriegt Schweißausbrüche, wenn er nur an die Kinder und die Lautstärke und den Trubel denkt. Er kann das nicht mehr, er hat gekündigt. Er wird sich einen neuen Job suchen.

Immer noch Geschrei

Unsere Tochter schreit immer noch viel. Allerdings nicht mehr wie ein Säugling und das ist schon mal supergut. Aber sie schreit wie ein kleines Kleinkind. Zum Einen, wenn irgendwas nicht so klappt, wie sie sich das gedacht hat. Und zum Anderen, wenn da mal wieder zu viele Reize auf sie eingeprasselt sind. Momentan schafft sie weiterhin nur ca. drei Stunden im Wachzustand und dann kippt die Stimmung. Ab 9 oder 10 Uhr morgens weint, jammert, schreit sie bis zum Mittagsschlaf. Den macht sie dann von ca. 12 bis 14 Uhr. Das gleiche Geschrei dann nachmittags ab ca. 16 Uhr. Ich denke, sie bräuchte eigentlich ein Vormittags- und ein Nachmittagsschläfchen um ihren Reize-Tank zu leeren und fit für eine neue Runde Leben zu sein. Das klappt nicht immer.

Kita-Herausforderung

Anfang August beginnt die Kita-Eingewöhnung und wir machen uns Gedanken, wie sie das wohl vertragen wird. Die Menschen wird sie super finden. Sie ist ein Herdentier wie ihr Bruder. Aber in so einer Kita ist Action. Es ist laut und bunt und schnell. Wir haben keine Ahnung, wie sie das durchhalten wird. Wir machen uns Sorgen und wir fragen uns, wie die ErzieherInnen reagieren werden. Anfangs merkt man ihre Besonderheiten ja auch noch nicht. Da ist sie niedlich mit ihrem Gelache und Gebrabbel. Aber irgendwann wird es auch in der Kita umschlagen. Wir wollen natürlich nicht, dass alle genervt sind von ihr und ihrem Geschrei. Wir wollen auch nicht, dass die ErzieherInnen denken, unsere Tochter würde „das alles nur tun, um Aufmerksamkeit zu bekommen“. Und noch weniger wollen wir, dass sie deshalb irgendwo reizüberflutet und schreiend in der Ecke sitzt und ignoriert wird, „damit sie lernt, dass sie so nicht ihren Willen durchgesetzt bekommt“.

Ja. Also man merkt: Wir sind wirklich ein bisschen aufgeregt.