Hilfe(n) suchen!

Kurzfristig: Wenn nichts mehr geht.

Achtung! Wenn du spürst wie die Wut in dir aufsteigt, dann leg dein Baby in sein Bett oder sicher auf den Fußboden und verlasse das Zimmer. Es ist okay. Atme ein paar Mal tief durch, trink ein Glas Wasser und ruf einen Freund oder eine der untenstehenden Nummern an. Riskiere nicht, die Kontrolle zu verlieren und dein Baby zu schütteln.

Nummer gegen Kummer – Elterntelefon: 0800 111 0550
Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder: 0800 111 0 222
Weil reden hilft!

Die nächste (Kinder-)Rettungsstelle einer Klinik: Wenn nichts mehr geht und die Situation zu eskalieren droht. Wenn du und ihr so entkräftet seid, dass ihr nicht mehr wisst, wie ihr euer Kind versorgen könnt. Wenn alle Stricke reißen und es mitten in der Nacht ist, dann fahrt in die (Kinder-)Klinik. Hier eine Liste der Berliner Kinder-Rettungsstellen.

Kindernotdienst: 030 / 61 00 61
Wie oft habe ich gedacht: „Ich muss irgendjemanden anrufen, der das Kind abholt. Ich halte das nicht aus.“ Es war nicht nötig, weil ich einen tollen Mann habe und Freunde und Familie um die Ecke wohnen, die uns immer wieder unterstützen. Aber was ist, wenn man das alleine wuppen muss und plötzlich einfach nicht mehr kann? Das Telefon vom Kindernotdienst ist rund um die Uhr besetzt.

Körperliche Ursachen ausschließen

Es kann sein, dass dein Baby Schmerzen hat und deshalb schreit. Deshalb sollte es unbedingt gründlich untersucht werden. Leider habe ich schon ein paar Mal erlebt, dass die „normalen“ Kinderärzte ein KISS-Syndrom o.ä. nicht erkannt haben (Bei unserem ersten Kind war das z.B. so. Er schrie sich 2 Monate lang die Seele aus dem Leib. Nach einer Behandlung beim Chiropraktiker war er ein komplett anderes Baby!). Achtung: Die Berufsbezeichnungen „Chiropraktiker“ und auch „Ostheopath“ sind in Deutschland nicht geschützt bzw. ist eine Ausbildung nicht einheitlich geregelt. Außerdem sollte dann noch zusätzlich eine Qualifikation für die Behandlung von Säuglingen vorhanden sein. Hier kann es hilfreich sein, im Verwandten- bzw. Freundeskreis nach Vorerfahrungen zu fragen. Wir waren ein wenig überrascht, wie viele andere Menschen selbst schon Hilfe in diesem Bereich in Anspruch genommen haben und konnten so eine Behandlung für unsere Kinder finden, mit der wir mehr als nur zufrieden waren.
Die zweite Möglichkeit einer körperlichen Beschwerde könnte eine Lebensmittelunverträglichkeit sein. Die Bekannteste ist wohl die Milcheiweißallergie. Es wird allerdings nicht so oft getestet soweit ich weiß. Die stillende Mutter kann aber eine zeitlang alle Milchprodukte weglassen und schauen, ob es Linderung bringt. Natürlich gibt es noch viele andere Unverträglichkeiten.

Längerfristig: Etwas tun.

Auf der Suche nach Hilfe sind uns verschiedene Angebote über den Weg gelaufen. Es klingt so, als wenn sie relativ ähnlich arbeiten: Sie stärken die durch das Schreien beanspruchte Bindung zwischen Baby und Eltern. Sie zeigen Wege auf, mit diesem immensen körperlichen und seelischem Stress umzugehen. Sie helfen dabei Prioritäten und eigene Ressourcen zu ordnen, um den Alltag mit Schreibaby bestmöglich bewältigt zu bekommen.
Unterstützung im Umgang mit dem eigenen Baby ist eine sehr persönliche und intime Sache. Es ist unglaublich wichtig, dass da die Chemie stimmt. Wenn das nicht der Fall ist, dann sei nicht entmutigt, sondern schaue nach weiteren Personen und Angeboten.
Und warte nicht zu lange. Je länger du wartest – umso leerer wird dein Akku – umso gefährdeter dein Kind. Eine Hilfe abbrechen, weil sie doch nicht oder nicht mehr nötig ist, kannst du jeder Zeit. Aber Hilfe zu suchen bzw. bei der richtigen Hilfe anzukommen, kann etwas dauern. Jede Schreibaby-Situation ist individuell.

Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ): SPZs gibt es an Kliniken angegliedert, aber auch eigenständig. Ich bin nicht sicher, ob ein SPZ automatisch Erfahrung im Umgang mit Schreibabies hat – vielleicht vorher nachfragen. Je nachdem, um was für ein SPZ es sich handelt können Kinderärzte, Ergotharepeuten, Physiotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter, usw. dort mit euch und eurem Baby arbeiten. Die Begleitung durch ein SPZ wird von der Krankenkasse übernommen.

Schreibaby-Ambulanz: Es handelt sich nicht um einen geschützen Begriff, deshalb muss man vielleicht ein bisschen gucken, wo man landet. Im besten Sinne handelt es sich wohl um eine sogenannte „körperorientierte Krisenbegleitung“. Hier eine Liste der Berliner SchreiBabyAmbulanzen. Der Verein Rückhalt e.V. stellt eine Liste mit SchreiBabyAmbulanzen in ganz Deutschland. Ich bin nicht sicher, wer hier die Kosten übernimmt.

„Emotionelle Erste Hilfe“ (EEH): EEH haben sich mittlerweile echt einen Namen gemacht und ich habe viel Gutes drüber gehört. Hier erfährst du mehr dazu. Und hier kann man deutschlandweit eine EEH-BeraterIn finden. Leider werden die EEH nicht von der Krankenkasse übernommen (soweit ich weiß).

Eltern-Säugling/Kleinkind-Psychotherapie: Psychotherapeuten mit einer speziellen Ausbildung für Kinder im Alter von 0-3 und ihren Eltern können ebenfalls helfen, die eigene Mitte in diesem ganzen Chaos zu finden. Großer Vorteil: Eine Therapie kann über die Krankenkasse abgerechnet werden. Hier hast du die Möglichkeit eine Psychotherapeutin in deiner Nähe zu finden.

Unterstützung im Alltag

Projekt „Wellcome“: Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter kommt in die Familie und hilft dort, wo Not ist: Säugling betreuen, damit Mama duschen kann, mit Geschwistern spielen oder beim Arztbesuch unterstützen. Wenn es um ein Schreibaby geht, muss die Organisation natürlich schauen, ob es einen ehrenamtlichen Mitarbeiter gibt, der sich die Situation zutraut. Aber eine Anfrage ist es wert, finde ich… Hier die Website von „Wellcome“. Es wird ein kleiner Kostensatz erhoben, aber der ist wirklich gering.

Haushaltshilfe über die Krankenkasse: Sollte man wissen – Wenn die haushaltsführende Person (also meistens die Mutter) erkrankt, hierzu zählt auch eine Depression, sich eine zeitlang nicht um Haushalt und Kinderbetreuung kümmern kann, der Partner arbeitet, dann zahlt die Krankenkasse eine Haushaltshilfe. Sie wird vom Arzt verordnet. Ja ja, das ist alles nicht immer so einfach, wie wir wissen. Aber wenn jemand einkaufen geht oder mal durchsaugt, ist immerhin ein bisschen geholfen.

Mütterpflegerin/Familienlotsin: Mütterpflegerinnen oder Familienlotsinnen unterstützen Mütter und Familien, meist im Wochenbett, manchmal auch danach, mit Kochen, Säugling betreuen, mit Geschwisterkindern spielen, reden, zuhören und noch so viel mehr. Meistens muss man diese Dienstleistung privat bezahlen, deshalb ist es leider nicht für jede Familie machbar. Wenn man die Möglichkeit hat, sind sie bestimmt eine riesen Hilfe. In manchen Fällen können sie über die oben genannte Haushaltshilfe über die Krankenkasse abgerechnet werden. Hier ist die Website von den Mütterpflegerinnen in Berlin. Es gibt, zumindest in Berlin, nicht viele Mütterpflegerinnen, deshalb sind sie oft weit im Voraus ausgebucht. Da man ja aber nicht vorher weiß, dass man ein Schreibaby bekommt, muss man bei einer Akut-Anfrage sehr viel Glück haben.

Soziale Medien – Zusammen ist man weniger allein

Ich glaube, ich hätte es schön gefunden, wenn ich ein bisschen mehr Austauch mit Menschen gehabt hätte, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren. Man fühlt sich einfach so oft allein. In sozialen Medien, allen voran bei Instagram, findet man viele Profile, die über den Alltag mit Schreibaby berichten. Stichworte zum Suchen sind beispielsweise: #schreibaby #highneedbaby #gefühlsstarkesbaby #regulationsstörung

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