Auf in die Kita

„Und? Wie lief es denn nun mit der Kita?“ Diese Frage haben wir in den letzten Monaten öfter mal gehört. Also: Es lief echt gut. Wir sind begeistert von unserer Tochter. Und noch besser: Ihre Erzieherinnen auch. (Ok, die müssen vermutlich allen Eltern sagen, dass sie deren Kinder gut finden… aber bestimmt mögen sie unsere Tochter besonders gern… hihi…)

„Berliner Modell“

Die Eingewöhnung erfolgte nach dem „Berliner Modell“. Das ist eigentlich eine beziehungsorientierte Eingewöhnung. Sie folgt nicht einfach stur einem Zeitplan, sondern hat das Kind mit seinem Entwicklungsstand im Blick. Ziel ist es, dass das Kind eine Beziehung zur Erzieherin eingeht. Das diese zu Bezugspersonen werden und das Kind sich von ihnen in den verschiedenen Alltagssituationen begleiten lässt. Da Beziehungsaufbau bei jedem Menschen unterschiedlich schnell geht, ist es nur sinnvoll, dass dabei nicht „auf Zeit“ gespielt wird.

Ich schreibe übrigens „eigentlich“, weil theoretisch in den meisten Kitas nach diesem Modell eingewöhnt wird. Leider höre ich immer wieder davon, dass diese Grundsätze überhaupt nicht durchgesetzt werden. Das ist sehr schade und führt zu viel Stress bei Eltern und Kindern. Kita-Eingewöhnung ist doch kein Wettbewerb.

Unsere Ergo-Therapeutin, die wir während der Eingewöhnung noch einmal besuchen konnten, hörte sich unsere Sorgen bezüglich der Eingewöhnung an. Sie sagte wies uns nochmal darauf hin, dass es das wichtigste sei, dass unsere Tochter eine tragfähige Beziehung zu den Erzierherinnen aufbauen kann. Dass diese unsere Tochter auch in Situationen von überbordenden Emotionen begleiten können.

EINGEWÖHNUNG IM VOLLSPEED

Vom Brief zum Start der Eingwöhnung habe ich schon berichtet. Dann war eigentlich alles ziemlich leicht. Das wahrscheinlich größte Glück war, dass unsere Tochter zur allerersten Eingewöhnungsgruppe gehörte. Zur Krippengruppe unserer Tochter gehören zehn Kinder und zwei Bezugserzieherinnen. Damit die Kinder eine Beziehung zu ihren Erzieherinnen aufbauen können, werden sie nicht alle gleichzeitig eingewöhnt. Es startet in Kleingruppen von zwei bis drei Kindern, die mit einem Elternteil kommen. Anfangs nur für eine Stunde, die Zeit wird gedehnt, irgendwann warten die Eltern auch mal draußen, solche Zeiten ohne Eltern werden auch wieder verlängert und so weiter und sofort. Je nachdem wie zügig die Kinder eine gute Beziehung zu ihren Erzieherinnen aufbauen, kann man in diesem Prozess auch immer wieder einen „Schritt zurück“ machen, wenn die Kinder noch nicht so weit sind. Unsere Tochter war also mit zwei weiteren Kindern in der ersten Eingewöhnungsgruppe. Sie hatten die Erzieherinnen und ihren Raum ganz für sich. Erst mit fortschreitenden Wochen kamen die anderen Kinder hinzu und es wurde wuseliger. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich unsere Tochter aber schon gut eingelebt.

Unsere Tochter ist oft ein fröhlicher Mensch. Sie lacht gerne. Sie mag Action und andere Menschen und das kommt ihr in der Kita natürlich zu Gute. Sie interessierte sich gleich für ihre Erzieherinnen, ging offen auf sie zu, spielte, lernte sie kennen, shakerte, kasperte. Durch den zügigen Beziehungsaufbau war es dann später auch kein Problem als mein Mann (er hat die Eingwöhnung mit unserer Tochter gemacht) dann aus dem Zimmer ging. Selbst wenn unsere Tochter mal weinen musste, so bald eine der Erzieherinnen sie tröstete, ging es ihr sofort wieder besser. Selbst der Mittagsschlaf ging besser als gedacht. Unsere Tochter schläft zwar meistens nicht so lange, aber sie schläft. Und sie wird dabei begleitet. Den einen Tag lag eine Erzieherin wohl die ganze Zeit neben ihr, da sie etwas unruhig war. Essen und Trinken klappen wunderbar, sagen die Erzieherinnen. Die Eingewöhnung war nach vier Wochen offiziell beendet.

Laufen konnte unsere Tochter zu diesem Zeitpunkt übrigens noch nicht, obwohl wir das gehofft hatten.

KITA-ALLTAG

Ihre Erzieherinnen finden es toll, wie unsere Tochter teilweise schon ziemlich gut ausdrücken kann, was sie gerade braucht. Sie zeigt an, wenn sie mal auf den Arm genommen werden möchte. Oder manchmal, wenn es ihr zu viel ist, dann lässt sie sich in einen Kinderwagen setzen, der im Raum steht. Dort sitzt sie dann ein bisschen bis sie wieder raus möchte. Danach geht es ihr anscheinend besser. Um ehrlich zu sein, kennen wir das nicht. Zumindest zum spazierengehen findet sie ihn doof. Aber anscheinend kann ein Kinderwagen als „Ruhepol“ dienen, erhöht sitzend, zwar im Geschehen, aber ein Stück weg am Rand.

Wir hatten auch schon ein bis zwei echt miese Wochen. Ich habe ja auch schon von der sogenannten „Gefühlsstärke“ unserer Tochter berichtet. Wenn sie gut drauf ist, dann ist sie richtig gut drauf. Aber wenn sie schlecht drauf ist, dann ist sie wirklich schlecht drauf! Sie war eine halbe Woche mit Fieber zu Hause. Und sie war so unfassbar mies drauf. Sie konnte nicht schlafen. Sie jammerte, sie weinte, sie konnte nicht schlafen, sie schrie, sie konnte nicht schlafen. Klar, mit ständigem 40 Grad Fieber geht’s einem nicht so gut. Nur unsere Tochter konnte sich auch nicht beruhigen als das Fieber wieder abgeklungen war. Als sie den ersten Tag wieder in der Kita war, riefen sie noch am Vormittag an. Sie sei nur am klagen und jammern und weinen und wir entschieden uns, sie noch ein paar Tage zu Hause zu lassen. Die Nachwehen des Fiebers zogen sich noch ein bisschen, auch als sie dann wieder in die Kita ging. Nach und nach wurde es wieder besser. Und die Erzieherinnen meinten, sie könnten sich nun so ungefähr vorstellen, wie wohl unser erstes Jahr gewesen sein könnte.

Jetzt stapft unsere Tochter jeden Morgen sehr fröhlich in die Kita und kommt auch Nachmittags wieder fröhlich raus. Sie soll mittlerweile überall bekannt sein, kriegen wir immer mal wieder von verschiedenen Seiten gesagt. Die Mutter eines älteren Krippenkindes erzälte, dass ihre Tochter zu Hause ganz viel von unserer Tochter erzählen würde – sie hätte nun auch ihre Puppe nach ihr benannt. Aber nicht nur innerhalb der Krippe, sondern die ganze Kita scheint sie zu kennen. Eigentlich hat die Krippe im Garten ihren eigenen, abgesteckten Bereich, aber unsere Tochter geht wohl regelmäßig „auf Trebe“ und dreht eine Runde durch die Kita („Ach, wir kennen sie alle. Wir bringen sie dann einfach wieder zurück“; O-Ton einer Erzieherin). Wenn sie ihren großen Bruder „besucht“, freuen sich alle Kinder seiner Gruppe und er ist mächtig stolz. Oder beim Abholen hören wir ein uns fremdes Kind seinem Papa sagen „Da, das ist sie“, während er auf unsere Tochter zeigt. Das ist wirklich witzig und manchmal ein bisschen skuril.

DANKBARKEIT

In allererster Linie sind wir aber unglaublich froh, dass sie so gut in der Kita angekommen ist.

Und wir sind ihren großartigen Erzieherinnen so dankbar, denn das ist zum größten Teil ihr Verdienst. Diese Dankbarkeit können wir eigentlich gar nicht so recht in Worte fassen und vermutlich wissen sie gar nicht genau, was es uns bedeutet. Unsere tollen Erziehrinnen und die tolle Eingwöhnung sind definitiv ein besonderes Highlight in diesem sonst so merkwürdigen Jahr.