Schreibaby-Gedicht

Dieser kleine Beitrag erschien zuerst auf Instagram.

Durch den SPZ Besuch musste ich plötzlich wieder viel an früher denken… und dann reichte der Blick auf einen Schreibaby-Ratgeber und -zack!- ich saß abends auf dem Sofa und heulte Rotz und Wasser. Ich heulte – wie schon hundert Mal – um eine Erfahrung, die ich eben nicht machen durfte, und ja, um die ich mich manchmal betrogen fühle. (Und bitte kommt uns jetzt Niemand mit „Aber dafür durftest du andere wertvolle Erfahrungen machen!“ Ja, nein, danke.) Es war also mal wieder an der Zeit für eine kleine Schreibtherapie-Einheit. Zur Trauerbewältigung quasi. Diesmal etwas anders, inspiriert von Nora Imlau die mich vor kurzem daran erinnert hat, wie schön ein Gedicht sein kann.


Mit Liebe. für alle tapferen Schreibaby-Eltern.

Ein so müdlanges Jahr

Süße Füßchen? Sonne? Freundliche Gesichter?
Ich kann sie nicht sehen.
Ich sehe überhaupt nichts mehr.
Da ist nur nebelige Dunkelheit.
Denn du schreist. Und schreist.
Und ich heule. Und ich halte.

Kluge Leute? Blätterrascheln? Meine Gedanken?
Ich kann sie nicht hören.
Ich höre überhaupt nichts mehr.
Da ist nur ohrenbetäubende Stille.
Denn du schreist. Und schreist.
Und ich heule. Und ich halte.

Bewegte Zeit? Frieden? Unsere Liebe?
Ich kann sie nicht spüren.
Ich spüre überhaupt nichts mehr.
Da ist nur unheimliche Leere.
Denn du schreist. Und schreist.
Und ich heule. Und ich halte.

Betrogen fühl ich mich.
So verlassen von dir.
Mutterseelenallein.
Alles niedergebrüllt in mir.
Denn du schreist. Und schreist.
Und du schreist. Und du schreist.

Und ich heule. Und ich halte.
Ich halte aus.
Ich halte fest.
Ich halte dich.
Ich halte zu dir.