Urlaub: Mit Beginn schon vorbei.

Da erzähle ich, dass wir in den Urlaub fahren… Das erste Mal Urlaub zu Viert. Das erste Mal Urlaub seit mittlerweile einem Jahr. Und dann kam Corona.

Auf der Autobahn am Freitag lese ich meinem Mann bereits die ersten Meldungen vor: Dass vielleicht auch bald bei uns die Kitas und Schulen geschlossen werden. Wir fahren Richtung Norden und die Nachrichten überschlagen sich plötzlich. Völlig unwirklich kommt es uns vor; noch weit weg. Wir dürfen fliehen. In unserer Ferienanlage scheint am ersten Tag noch alles in Ordnung. Bereits am zweiten Tag wird das Schwimmbad geschlossen. Mein Mann und unser Sohn sind gerade am Plantschen während ich in unserem Appartement unsere Tochter beim Mittagsschlaf bewache (Wait! What? Mittagsschlaf??? JAAAAA!). Plötzlich werden alle Schwimmbadbesucher gebeten das Schwimmbad zu verlassen, weil es sofort schließen müsse. Bedröppelt kamen die beiden zurück. Am nächsten Tag schloß der Indoor-spielplatz und in den Restaurants wurden die Tische mit riesigem Abstand gestellt. Zum Entsetzen unseres 3-Jährigen wurden sogar die Autos von der „Rennstrecke“ genommen (Diese Teile, wo man 50 Cent reinsteckt und dann kann man 5 Minuten Autoscootermäßig seine Runden drehen). Am nächsten Tag mussten wir zum Essen unsere Personalien aufnehmen lassen und wir hörten in den Nachrichten, dass Schleswig Hostein die Touristen bitten wird, nach Hause zu fahren. Es machte wirklich keinen Spaß mehr. Ich hab nur einmal das Meer gesehen.

Das lief also alles nicht so wie gedacht. Immerhin: Unsere Tochter schlief ziemlich gut und war deshalb auch in den Wachphasen gut drauf. Aufgedreht war sie eigentlich immer. Manchmal war es etwas unangenehm, weil sie so unfassbar laut quitschte. Vor Allem im Restaurant konnte man manchmal sein eigenes Wort nicht mehr verstehen, weil sie gröhlte und johlte und irgendwie immer etwas Hartes fand, was sie gegen den Tisch hauen konnte. Je nachdem wie unsere Nachbarn am Nebentisch so drauf waren, fanden sie es nervig oder niedlich. Glücklichweise fanden es die Meisten eher niedlich. Auch wenn ich selbst eher genervt war, weil ein entspanntes Essen unmöglich war, war ich auch immer wieder fasziniert. Dieses Kind. Sie kann Menschen in ihren Bann ziehen, das ist unglaublich. Sie sitzt in ihrem Hochstuhl und starrt die Menschen an, die ihr entgegen kommen oder an ihr vorbei gehen. Wirklich, sie starrt! Sie fängt die Blicke ein mit ihrem Blick und ich sehe, wie die Menschen über Augenblicke einfach nicht wegschauen können. Wenn unsere Tochter dann strahlt und gröhlt können sie noch weniger wegschauen. Sie lächeln zurück, was unsere Tochter noch mehr ausrasten und lärmen lässt, was wiederum die Leute meist noch mehr erfreute. Wenn die Leute vorbeigegangen sind, drehen sie sich noch mindestens einmal um.
Wie so oft stelle ich fest: Wenn man unsere Tochter nur kurz mitkriegt, könnte man denken, sie sei total lässig.

Tja. Wir wollten mit unserer Tochter zum allerersten Mal ins Schwimmbad. Eins der Dinge über die wir besonders traurig sind, ist, dass wir mit ihr nie zum Babyschwimmen konnten. Unser Sohn war mit 10 Wochen das erste Mal schwimmen und von da an wöchentlich bis er ein Jahr alt wurde. Anderen Babykurskram haben wir schnell aufgegeben. Aber das Schwimmen… das Schwimmen haben wir alle geliebt. Als sich abzeichnete, dass sich das mit unserer Tochter eher nicht wiederholen ließe waren wir ziemlich enttäuscht. Jetzt konnten wir also schon wieder nicht ins Schwimmbad.

Für den großen Bruder war die ganze Aktion natürlich doof. Er konnte nicht verstehen, warum der „Drinnen-Spielplatz“ und Schwimmbad plötzlich zu waren (wo wir ihm doch vorbereitend erzählt hatten, dass wir da jeden Tag hingehen würden). Warum die Autos weggepackt wurden. Warum überhaupt immer mehr abgesperrt wurde. Und warum wir dann nach Hause fuhren, obwohl wir erst drei Tage später hätten fahren sollen. Wir hatten uns so sehr einen erholsamen und fröhlichen Urlaub für ihn gewünscht nach diesem letzten halben Jahr.

Und es ist ja nicht so als wenn uns Zuhause nun Schönes erwarten würde. Wir wussten, dass Zuhause die komplette Corona-Realität warten würde. Es stand schon mal fest, dass die Kitas und Schulen zu sein würden. Weitere Maßnahmen wurden in der Politik und in der Öffentlichkeit diskutiert. Hamsterkäufe nahmen zu. Es war klar, dass „Zuhause“ nicht das bedeuten würde, was es bisher bedeutet hatte. Es war klar, dass alles anders würde, auch wenn keiner so genau wusste, wie. Das erkläre man mal einem 3-Jährigen.

Hatte ich schon gesagt, dass wir uns unseren Urlaub so nicht vorgestellt hatten?

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